Das Leben in der Familienwohngruppe kennenlernen
Eda Simsek absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr

Wisst ihr, wie eigener Apfelsaft aus eigenen Äpfeln schmeckt? Wisst ihr, wie man Schafe schert? Wusstet ihr, dass Kartoffelkäfer bis zu 1200 Eier legen und ganze Felder kahlfressen können? Das alles ist nur ein Bruchteil der Erlebnisse meines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in der Familienwohngruppe (FWG) Am Kathagen.

In der FWG leben fünf Jungen mit dem Betreuerehepaar zusammen. Dort werden sie mit Hilfe von zwei weiteren Betreuern in ihrer individuellen Entwicklung gefördert. Dies wird in der Gruppe durch verschiedene Angebote gewährleistet. Dazu gehören die tiergestützte Pädagogik, die Herstellung eigener Lebensmittel und verschiedene handwerkliche Angebote. Neben dem Ämterplan, in dem die Jungen Hauswirtschaftsaufgaben erledigen (Spülmaschine ein- und ausräumen, Zimmerordnung, Einkaufen) ist auch das Versorgen der Tiere (Esel, Schafe, Hühner), die auf dem Grundstück oder in der näheren Umgebung leben, ein fester Bestandteil des Alltags.

Meine Erwartungen vor dem FSJ waren, dass ich konkrete Einblicke in das Alltagsleben einer Wohngruppe bekomme. Rückblickend kann ich sagen, dass meine Erwartungen übertroffen wurden. Das FSJ hat mir gezeigt, wie vielfältig und umfangreich die Aufgaben in einer Wohngruppe sind. Obwohl der Alltag sehr strukturiert und rhythmisiert ist, findet man keine monotonen Arbeitsabläufe wieder. Gerade in dieser Gruppe gestalten sich die Arbeitsabläufe durch die pädagogisch-therapeutischen Maßnahmen sehr abwechslungsreich. Diese finde ich sehr interessant und ansprechend. Mir gefällt es, dass viele Tiere in das pädagogische Konzept integriert werden. Denn die Verpflichtung, das Wasser/Futter der Tiere regelmäßig nachzufüllen, ist eine gute Methode, den Kindern und Jugendlichen verantwortliches Handeln beizubringen. Auch dass die Interaktion Mensch-Umwelt in der Gruppe sehr präsent ist, finde ich sehr gut. Die Gruppe backt zum Beispiel ihr eigenes Brot im selbstgebauten Lehmofen, stellt selbst Apfelsaft her und baut Gemüse an. Die ist nicht nur ökologischer, sondern bringt den Kindern auch einen guten Umgang mit Lebensmitteln nahe.

Durch die positiven Erfahrungen in der Wohngruppe wurde mein Interesse an diesem Tätigkeitsfeld größer. Ich bekomme die Möglichkeit, mein duales Studium in der Gruppe zu beginnen, was ich als großes Glück empfinde. Ich fühle mich in der Einrichtung sehr wohl, was am freundlichen Kollegium und an den herzlichen Kindern liegt. Unter den Betreuern findet viel Kommunikation statt, die sich positiv auf das Arbeitsklima und die Kinder auswirkt. Es erleichtert mir außerdem die Bewältigung meiner interessanten und vielfältigen Aufgaben. Dafür bedanke ich mich bei meinen Anleitern und bei meinen Arbeitskolleg*innen und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Eda Simsek (FSJ), Familienwohngruppe Am Kathagen

Welcher Beruf ist richtig für mich?
Selina Vrye und Jonna Oehne erzählen über ihr Freiwilliges Soziales Jahr

Wie für alle Schülerinnen und  Schüler stellte sich auch für uns beide die Frage, welchen beruflichen Weg wir nach dem Abitur gehen werden. Für uns war klar, dass wir gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeiten möchten. Um herauszufinden, was nun das Richtige für uns ist, bewarben wir uns bei der Diakonie Grafschaft Bentheim für ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Die Diakonie stellte uns einige Einsatzstellen vor, die noch nicht mit Freiwilligen besetzt waren. Unter anderem auch die Intensivwohngruppe Hof Weduwen in Nordhorn und die Tagesgruppe Waldstraße in Lingen des Eylarduswerks. Nach zwei erfolgreichen Hospitationstagen begannen wir im August und September mit unserem Freiwilligendienst.

Jede von uns wurde sowohl von den Kolleginnen und Kollegen als auch von den Kindern und Jugendlichen sehr offen empfangen, akzeptiert und aufgenommen, sodass wir uns sofort als ein Teil der Gruppe fühlten.

Dinge wie Hausaufgabenbetreuung, Fahrten zur Schule oder auch zum Arzt gehörten zu unserem täglichen Aufgabengebiet. Dabei kamen wir noch einmal persönlicher mit den Jungen und Mädchen der Gruppe in Kontakt und haben so mehr über sie erfahren dürfen. Dadurch wurde unser Interesse für die soziale Arbeit noch größer, sodass wir uns von Tag zu Tag immer mehr gefreut haben, in die Gruppe zu kommen.

Während unseres gesamten Freiwilligendienstes konnten wir in Form von Praktikantenforen des Eylarduswerkes Einblicke in Elternarbeit, Traumapädagogik oder auch in den Umgang von Sexualität bei Kindern und Jugendlichen bekommen. Alle diese Themen haben uns gezeigt, wie vielfältig und interessant die soziale Arbeit wirklich ist.

Uns beiden wurde bewusst, dass wir uns langsam entscheiden müssen, ob wir uns auch in Zukunft mit der sozialen Arbeit beschäftigen wollen. Unsere Antwort lautete definitiv „Ja!“. Allerdings standen wir dann schon wieder vor einem Fragezeichen - Studium oder doch eine Ausbildung? In Gesprächen mit Leonie Wientjes sind wir jeweils Möglichkeiten durchgegangen, die für uns in Frage kommen würden. Am Ende haben wir uns beide für ein duales Studium der sozialen Arbeit entschieden, bei dem wir sowohl auf dem Hof Weduwen (Selina), als auch in der Waldstraße (Jonna) bleiben und dort unsere Praxisstunden absolvieren dürfen.

Selina studiert an der Berufsakademie in Melle und Jonna hat ihr Studium in den Niederlanden an der Saxion Hogeschool in Enschede begonnen. Wir beide sind sehr gespannt auf unsere Studien und froh darüber, weiterhin ein Teil des Eylarduswerks zu sein.

Jonna Oehne und Selina Vrye