Therapeutische Angebote
Die therapeutischen Schwerpunkte richten sich einerseits nach den Störungen der jungen Menschen sowie andererseits nach dem Ausbildungsschwerpunkt der Psychologen*innen. Therapeutische Maßnahmen sind integriert in die Hilfeplanung.
Durchgeführt werden unter anderen Einzeltherapien mit Kindern und Jugendlichen und deren Eltern, Traumatherapie, spezielle Verhaltenstrainings, gruppentherapeutische Angebote, Spieltherapie, Familientherapien und Multifamilientherapie.
Ein besonders hoher Therapiebedarf ergibt sich durch traumatisierende Erfahrungen und Bindungsstörungen der jungen Menschen. Häufig ermöglicht erst der sichere Rahmen einer Jugendhilfeeinrichtung den jungen Menschen, über erlittene Traumatisierungen und fehlende Bindungen zu sprechen und sie im Rahmen einer Therapie zu verarbeiten.
Die Notwendigkeit und Bereitschaft zur Therapie im Kontext der Jugendhilfe ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Für die Behandlung von mehrfach geschädigten Kindern müssen häufig spezielle Verarbeitungsmöglichkeiten und Techniken entwickelt werden. Daher stehen auch unterschiedliche kreative, sportliche und tiergestützte therapeutische Angebote zur Verfügung.
Heilpädagogische Kindertherapie
In der heilpädagogischen Kindertherapie erhalten Kinder und Jugendliche Unterstützung und Hilfe, um anstehende wichtige Entwicklungsschritte positiv bewältigen zu können aber mitunter auch um regressive Anteile im geschützten Rahmen nachzuholen. Ebenso besteht die Möglichkeit erlebte, traumatische Ereignisse in ihrem Leben so zu sichern und nachzuarbeiten, dass eine Integration der Erlebnisse in den Lebensalltag möglich ist. Sie erhalten therapeutische Begleitung in Form von Einzeltherapie, die sehr unterschiedlich ausgerichtet sein kann.
Die Grundhaltungen der Heil- und Traumapädagogik, die unter anderem die Fähigkeiten der Kinder/Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt und jede Förderung daran anpasst, sind in der Arbeit maßgebend. Fallverstehendes Vorgehen und der damit eng verbundene traumapädagogische Blick bilden die Grundhaltung der weiteren Begleitung.
Der Einsatz von kreativen Medien in der heilpädagogischen Kindertherapie unterstützt die kindliche Ausdrucksfähigkeit. Was auf verbaler Ebene dem Kind/Jugendlichen oft nicht möglich ist, findet im Umgang mit Materialien z. B. wie Ton, Sand oder Farbe und Papier eine Form, eine Gestalt und wird "sichtbar". Daneben spricht die Auseinandersetzung mit dem Material alle Sinne an und wirkt somit ganzheitlich förderlich. Aber auch die Medien eines Spieltherapiezimmers können in der kreativen Kindertherapie als wichtige Werkzeuge dem Kind/Jugendlichen nützlich sein.
Ziel ist es, dem Kind/Jugendlichen zu helfen, seine Identität zu stärken und seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, aber auch schmerzhafte Enttäuschungen, traumatische Erlebnisse und ungelöste Probleme darzustellen und einzuordnen.
Der Einsatz des therapeutischen Sandkastens hilft dem Kind/Jugendlichen auf einer begrenzten Ebene Gefühle und ihre Sicht auf die Welt darzustellen. Das Angebot von Sandspiel kann auch als exklusive Methode zum besseren Fallverstehen beitragen.
Insbesondere Kinder/Jugendliche mit Beeinträchtigungen im Bereich der Wahrnehmung, Handlungsplanung, Sprache und Aufmerksamkeit können durch individuelle Förderung ihre Kompetenzen erweitern.
Heilpädagogische Übungsbehandlungen und Wahrnehmungsförderungen können hier wichtige Nachreifungsprozesse anregen und eine positive Weiterentwicklung unterstützen.
Ansprechpartnerinnen:
Martina Schmidt, Telefon 05924 781-235. m.schmidt@eylarduswerk.de
Gaby Ducksch, Telefon 0162 2432165, g.ducksch@eylarduswerk.de
Werk- und Kunsttherapie
Werktherapie
Das werkpädagogische Angebot ermöglicht den Kindern grundlegende sinnliche Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien, Techniken und Werkzeugen. Dies geschieht durch die gestalterische und/ oder handwerkliche Arbeit mit den verschiedensten Materialien wie z. B.: Holz, Ton, Sandstein, Speckstein, Metall oder elektrische Bausätze.
Das Angebot orientiert sich an den Bedürfnissen und Zielen der Kinder und Jugendlichen und kann individuell auf die Fähigkeiten des einzelnen Kindes abgestimmt werden. Jeder Teilnehmer arbeitet an seinem eigenen Projekt und kann seine eigenen Ideen mit einbringen und umsetzen. Vorkenntnisse sind nicht nötig.
Der Schwerpunkt der werkpädagogischen Angebote besteht darin, die handwerklichen und kreativen Fähigkeiten hervorzuheben und in den Mittelpunkt zu stellen. Durch die Selbsterfahrung im Werkprozess, werden den Kindern und Jugendlichen Zusammenhänge unmittelbar fühlbar und begreifbar gemacht.
Die werkpädagogische Arbeit ist eine Einzelarbeit und findet im wöchentlichen Rhythmus im Werkraum in Gildehaus statt. Ein Treffen dauert ca. 60 Minuten. Die Dauer der Begleitung ist individuell. Nach ca. 15 bis 20 Treffen sind häufig positive Veränderungen beobachtbar.
Ansprechpartner:
Die werkpädagogischen Angebote werden angeleitet durch den Werkpädagogen Olaf Knieper, Telefon 0152 59581113, o.knieper@eylardus-schule.de
Kunsttherapie
Die Kunsttherapie bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich mit ihren biografischen Erfahrungen, belastenden Ereignissen und den Anforderungen des Lebens auf kreative Weise auseinanderzusetzen.
Kindern und Jugendlichen gelingt es mit Hilfe von Medien und verschiedenen Materialien häufig viel besser, ihre Gefühle, ihre Wahrnehmung und ihre Bedürfnisse darzustellen. Durch individuelle Gestaltung kann häufig das Ausdruck finden, was nicht ausgesprochen werden kann.
Die Kunsttherapie bietet darüber hinaus tiefe Einblicke in die Gefühlswelten und Bewältigungsmuster der Kinder und Jugendlichen. Diese Erkenntnisse können für das Fallverstehen der Bindungspersonen und die weitere Hilfeplanung hilfreich sein.
Ansprechpartnerin:
Ruth Wallmeier, Telefon 0162 2434263, r.wallmeier@eylarduswerk.de
Lerntherapie
Kinder und Jugendliche, die Misserfolge in ihrem schulischen und sozialen Umfeld erleben, entwickeln Versagensängste und reagieren oft mit Verweigerung, Aggression oder Rückzug. Die Lerntherapie ermöglicht eine neue Orientierung, indem defizitorientierte Lernstrukturen analysiert und durch positive ersetzt werden. Die Ressourcen der Kinder und Jugendlichen stehen dabei im Vordergrund.
Unter Berücksichtigung der ganzheitlichen und lösungsorientierten Sichtweise und unter Einbezug entwicklungsorientierter Ansätze werden individuell didaktisch methodische Konzepte für das Lesen, Schreiben, Rechnen erarbeitet und verschiedene Lernstrategien vermittelt.
Förderschwerpunkte sind:
- Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)
- Dyskalkulie /Rechenschwäche (RS)
- Allgemeine Lernschwäche
- Konzentrationsschwäche (z.B. AD(H)S)
- Lernstrategien
- Motivationsstrategien
Ansprechpartnerinnen:
Wilma Walles, Telefon 0162 2337204, w.walles@eylarduswerk.de
Gordana Wolf, Telefon 0152 59579451, g.wolf@eylarduswerk.de
Reittherapie
Das therapeutische Reiten wird von einer Diplom-Psychologin mit einer Zusatzausbildung des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten (DKTHR) im „Heilpädagogischen Voltigieren und Reiten" durchgeführt. Zusätzlich verfügt sie auch über eine Trainerlizenz der FN (Reiterliche Vereinigung Deutschland) der Stufe C und B.
Für die Durchführung der Reittherapie steht eine Reithalle im Standardmaß (20 x 40 Meter) auf einem Hof zur Verfügung. Zu den Therapiezeiten ist sie für andere Reiter weitgehend gesperrt, so dass ein ungestörtes Arbeiten möglich ist.
Es stehen drei Therapiepferde zur Verfügung, die sich in Größe, Alter Rasse und Temperament deutlich unterscheiden. Alle drei Pferde verfügen über eine solide Grundausbildung beim Reiten (A bis L-Niveau) und an der Longe. Sie kennen den Umgang mit diversen Materialien in der Reitbahn und sind auch an den Umgang mit Kindern und Reitanfängern gewöhnt. Die Pferde stehen in großen, überdachten Außenboxen. Durch regelmäßigen Weidegang und Auslauf ist gesichert, dass sie ausreichend Möglichkeiten zur Erholung und Bewegung haben. Auf eine artgerechte Haltung und Versorgung wird Wert gelegt.
Durch die unterschiedlichen Pferde ist es möglich, auch den Reitern ein ihren individuellen Vorlieben, ihrem Ausbildungsstand und ihren Lernpunkten ein entsprechendes Pferd zuzuordnen.
Im Mittelpunkt des therapeutischen Reitens steht nicht die reitsportliche Ausbildung, sondern die individuelle Forderung über das Pferd. Der Umgang mit Tieren spricht oft auch „therapiemüde“, schwierige Kinder und Jugendliche an und öffnet neue Zugangswege. Das therapeutische Reiten schließt immer motorische, psychische, perzeptive und soziale Aspekte ein, so dass eine Forderung auf vielen Ebenen erfolgen kann. Besonders von Vorteil ist dabei der hohe Motivationswert des Mediums Pferd sowie die Ganzheitlichkeit des Ansatzes.
Für die Teilnahme am therapeutischen Reiten sind keinerlei Vorkenntnisse oder sportliche Begabungen notwendig. Die Teilnehme am therapeutischen Reiten sollte immer freiwillig und von dem Kind oder Jugendlichen selbst gewünscht sein. Besonders geeignet erscheint das Reiten gerade für die Kinder, die sich sonst im pädagogischen Kontext immer wieder entziehen und sich auf andere therapeutische Angebote nicht genügend einlassen können.
Ansprechpartnerin:
Monika Biener, Telefon 0152 01514580, m.biener@eylarduswerk.de
Videobasierte Beratung VHT
Das Video-Home-Training ist eine erprobte und seit 1986 etablierte Methode aus den Niederlanden zur Beratung und Begleitung bei Erziehungs- und Kommunikationsproblemen in Familien. Kernstück der Arbeit mit den Videobildern ist die Analyse und Verbesserung alltäglicher Kommunikationsprozesse zwischen den beteiligten Menschen.
Das VHT ist eine effektive, zeitlich begrenzte und lösungsorientierte Methode, die vor Ort in der Familie eingesetzt wird. Die Betonung der Stärken und Ressourcen der Familie stehen in der VHT-Arbeit im Vordergrund.
Das VHT richtet sich besonders an Eltern, die sich in ihrer Erziehung überfordert fühlen und Unterstützung wünschen. Die Methode eignet sich besonders bei:
- Erziehungs- und Kontaktschwierigkeiten
- Kindern mit einer Aufmerksamkeitsstörung
- Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten
- Kindern mit Entwicklungsverzögerungen
Das Video-Home-Training findet in den Familien statt und knüpft somit am Alltagsgeschehen an. Das bedeutet, dass die Eltern sozusagen am eigenen Modell lernen. Die Methode stellt eine Form der Elternarbeit dar, bei der die Verantwortung bei den Eltern bleibt.
Ansprechpartnerin:
Marion Dahm-Heuer, Telefon 05924 781-237, m.dahm-heuer@eylarduswerk.de
Multifamilientherapie (MFT)
Das Multifamilientraining im Eylarduswerk ist die simultane Behandlung von 6 - 8 Familien in Gruppen. Multi-Familiengruppen bilden Lernkontexte für Familien, die alle miteinander eine ähnliche Fragestellung verbindet. Die Gruppen sind besonders geeignet für Multi-Problem-Familien und Familien, in denen Mitglieder psychisch erkrankt sind oder deren Lebenssituation sich ähnelt, wie die Fremdunterbringung eines Kindes in der Heimerziehung.
Es nehmen Eltern und ihre Kinder teil. Dabei wird immer wieder das Phänomen genutzt, dass Familien mit ähnlichen Problemen ein akkurates Auge für die Dysfunktionen anderer Familien haben und deren Lösungsversuche und Anregungen gut auf sich anwenden oder beim anderen direkt ansprechen können. Auch die gegenseitige Unterstützung und die gemeinsame Suche nach Lösungen werden immer wieder durch die moderierende Haltung der Therapeuten angeregt.
Multifamilientherapie strebt mit einem systemischen und ressourcenorientierten Ansatz die Unterstützung von besonders belasteten Familien in ihren emotionalen Bewältigungsprozessen, die Stärkung der erzieherischen Kompetenzen und die Erweiterung des sozialen Netzwerkes an.
Ansprechpartnerin:
Barbara Lüüs, Telefon 0152 01514582, b.lueues@eylarduswerk.de
Psychomotorik/Motopädie
Psychomotorik ist ein Weg, die ganzheitliche Entwicklung des Kindes individuell durch Bewegungsangebote zu fördern. Die psychomotorische Förderung findet sowohl in Einzelkontakten als auch in Kleingruppen statt. Zu Beginn jeder Maßnahme findet eine individuelle Diagnostik statt, die die Förderschwerpunkte festlegt.
Die Psychomotorik fördert auf der körperlichen Ebene:
- Entwicklung motorischer Geschicklichkeit
- Entwicklung von Koordination und Geschicklichkeit
- Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten und Kräfte
- Konzentration auf Bewegungsabfolgen
- Entwicklung von Ausdauer
- Freude an Bewegung
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Herausbildung sozialer Fähigkeiten im Zusammenspiel mit anderen Kindern in der Kleingruppe. Besondere Bedeutung haben:
- Entwicklung von Selbstständigkeit
- Förderung von sozialer Kompetenz
- Steigerung der Fähigkeit, das eigene Verhalten zu regulieren
- Verbesserung der Steuerung zwischen Anpassung und Entspannung
- Erleben und Ausdrücken von Gefühlen
Ansprechpartnerin:
Fruzsina Jegenyés, f.jegenyes@eylarduswerk.de
Keep-Cool-Training (KCT) PART
Das KEEP COOL TRAINING (KCT) des Eylarduswerkes ist ein systemisches und prozessorientiertes soziales Kompetenztraining für Mädchen und Jungen. Die Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, bei denen eine delinquente Entwicklung durch Präventionsarbeit abgewendet werden kann und solche, die durch sozial unangemessenes Verhalten auffällig werden, sowie Jugendliche und junge Erwachsene, die von (Haft)-Strafen betroffen sein können.
Die KCT-Gruppe mit einer Höchstzahl von acht Teilnehmer*innen wird von zwei ausgebildeten Keep-Cool- Trainern durchgeführt. Die Gruppen sind geschlechtsspezifisch getrennt. In besonderen Fällen ist auch eine Einzelarbeit möglich.
Innerhalb von 25 wöchentlich stattfindenden Sitzungen arbeiten die Teilnehmer*innen sehr intensiv an der Veränderung ihres problematischen Konfliktlösungsverhaltens und der Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit. Ein wichtiger Faktor in der KCT Arbeit sind die gruppentherapeutischen Anteile. Ziel ist es, dass die Teilnehmer*innen gruppendynamisch bei der Analyse von Stresssituationen und bei möglichen Problemlösungen einzubeziehen, um sich gegenseitig zu unterstützen.